Freie Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein starten bundesweite Petition!
Seit Monaten kämpfen die freien Wohlfahrtsverbände bundesweit zusammen mit vielen anderen Interessenvertreter*innen und Betroffenenverbänden gegen die dramatischen Kürzungspläne der Bundesregierung. In unzähligen Gesprächen, mit allen Facetten intensiver Lobbyarbeit und politischen Initiativen wurde versucht, die Bundestagsabgeordneten davon zu überzeugen, die Kürzungen zurückzunehmen. Heute greift die Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände zu einem weiteren Instrument und startet eine bundesweite, offene Petition.
Michael Saitner sagte dazu heute in Kiel: „Wir brauchen jede Stimme, jede Unterstützung!“
Zwar könne er sich kaum an ein Thema erinnern, bei dem er in den vielen Gesprächen mit den unterschiedlichen Fraktionen und Parteien auf so viel Verständnis und Zustimmung gestoßen sei, wie bei den aktuell diskutierten Kürzungsplänen im Bereich Flucht und Migration, gleichzeitig ist er von der Sorge getrieben, dass sich der Bundestag als Haushaltsgesetzgeber vor dem Hintergrund der aktuellen Umfragewerte und Ergebnisse von Landtagswahlen einfach nicht traut, an dieser Stelle das Richtige zu tun.
In allen Diskussionen wird populär versucht, die Themen Flucht und Migration auf Menschen ohne Bleibeperspektive einzuengen. Dabei vergessen wir aber alle, die hier sind, die hier bleiben wollen und sollen und alle, die ein verbrieftes Recht auf Aufnahme und Schutz in unserem Land haben. Und für diese Menschen werden die angekündigten Kürzungen unzumutbare Folgen haben: Folgen, die gesamtgesellschaftlich zu dramatischen Wirkungen führen werden“, so der LAG-Vorsitzende.
Vorgesehen sind 30%ige Kürzungen für die Migrationsberatung von erwachsenen Zugewanderten und für die Beratung von Jugendlichen und jungen Zugewanderten, eine 60%ige Kürzung für alle psychosozialen Angebote für Geflüchtete in Deutschland und Kürzungen der Asylverfahrensberatung.
Dies hätte zur Folge, dass notwendige Beratung und Begleitung aller Neuzugewanderten in grundlegenden Bereichen in vielen Regionen eingestellt werden.
In dieser Folge hätten Neuzugewanderte keinerlei Beratung, Begleitung und Orientierung bei der Integration.
Dies alles passiert in Zeiten hoher Flüchtlingszuwanderung und führt für die Neuzugewanderten zur Orientierungslosigkeit.
Eine unabhängige Beratung und Begleitung ermöglicht das Verstehen der hiesigen Systeme, unterstützt bei allen notwendigen Schritten wie Spracherwerb, Arbeitsaufnahme, Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse, Kita, Schule, Bildung, Gesundheit, bei allen Behördenangelegenheiten und führt zu einem eigenständigen unabhängigen Leben.
Michael Saitner: “Es ist aktuell politisch schick, sich über „Sachbezüge statt Geldleistungen“ oder die „Verpflichtung zu gemeinnütziger Arbeit“ zu unterhalten – diesem Framing, nach dem geflüchtete Menschen grundsätzlich „illegal“ hier sind, es nur auf Sozialleitungen abgesehen haben und ansonsten arbeitsträge sind, treten die Wohlfahrtsverbände geschlossen entgegen. Wichtig ist in der sachlichen Betrachtung der Herausforderungen, dass ohne die nötigen Grundlagen keine der weitergehenden Ideen umgesetzt werden können. Ohne Beratungen und Hilfeleistungen bleiben die Menschen in diesem Land Fremde – und damit ungeschützte Opfer einer Politik, die Fremdenfeindlichkeit den Steigbügel hält.“