Unter dem Stichwort „Nachgefasst“ war die LAG der Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein gestern dem Wunsch vieler Teilnehmer*innen am Altenparlament 2023 gefolgt, die Anträge aus der diesjährigen Tagung zu bewerten. Mit Dr. Heiner Garg (FDP), Werner Kalinka (CDU), Birte Pauls (SPD) und Eka von Kalben (Grüne) hatten die Landtagsfraktionen prominente Politikvertreter*innen in die Versammlung geschickt. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Altenparlaments aus den Reihen der Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften diskutierten sie über Ruhestandsbrücken, Leben im Alter, Teilhabechancen sowie zentrale Projekte vor dem Hintergrund angespannter Haushalte
Schon in ihrer Begrüßung nannte LAG-Vorsitzende Anette Langner die zentralen Punkte der aktuellen Seniorenpolitik und bettete diese in die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ein: immer mehr Menschen werden gesünder alt und älter – diese demographische Entwicklung birgt Herausforderungen wie Chancen. „Nach der Rente können noch viele gute Jahre kommen“, war eine Erkenntnis des Nachmittags, der vor allem die Chancen der ‚Vierten Generation‘ beleuchtete.
In seinem Impulsvortrag unter dem Leitgedanken „Alter neu denken“ skizzierte Klaus Brandl, Regionalkoordinator im Kontext des Senior Experten Service, seine Ideen zu einem strukturierten und begleiteten Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand.
Dieser könne gerade im Angesicht des herrschenden Fachkräftemangels eine große Chance für Unternehmen wie Arbeitsnehmer*innen sein. Die ‚Generation der jungen Alten‘ verfügt über viel Expertise und Lebenserfahrung. Hier heißt es nach seinen Worten lieber „Handstand statt Ruhestand“, lieber aktiv sein und ggfs. noch weiterarbeiten, während die Unternehmen genau diese Kolleg*innen brauchen, aber die Sorge haben, dass sie aufgrund des Alters nicht mehr allen Herausforderungen gewachsen sein könnten. Er stellte in diesem Zusammenhang das Projekt der „Ruhestandsbrücken“ vor; im Rahmen dessen ehrenamtliche Berater*innen die Hauptamtlichkeit der Unternehmen und die betroffenen Kolleg*innen zusammenbringen, um die letzte Arbeitsphase vor und den Übergang zum Ruhestand zum gegenseitigen Nutzen optimal zu gestalten.
„Ein tolles Projekt“, bewertete Anette Langner die „Ruhestandsbrücken“, die vor allem auch zeigten, dass Ehrenamt und Hauptamtlichkeit zwei Seiten einer Medaille sind und dass es darauf ankommt, gute Strukturen zu schaffen. Eine solche strukturelle Lösung forderten die Teilnehmer*innen des Treffens auch im Hinblick auf eine Bündelung aller seniorenpolitisch relevanten Themen. Konkret formuliert wurde die Forderung nach einer/einem hauptamtlichen/r Landesbeauftragten für Senioren. Auch die Abgeordneten bewerteten die Forderung, die auch in Anträgen zum Altenparlament 2023 enthalten waren, positiv. Wurden in der Vergangenheit dieser Idee oft eine altersgerechte Zusammensetzung der Parlamente entgegengehalten und damit diese Position als überflüssig bewertet, waren sich diesmal alle Gesprächspartner*innen darin einig, dass die Altersstruktur des Landtages dies heute nicht mehr hergibt.
Anette Langner zusammenfassend: „Eine entsprechende Position sollte als durchgängiges Bindeglied in die Politik verstanden werden und den Dialog befördern. Sie unterstrich, dass die Hauptamtlichkeit die Position stärken und die Frage der Anbindung für die Wirkungsmöglichkeiten entscheiden ist!“
Neben der Forderung nach einem/einer hauptamtlichen Landesbeauftragten für Senioren bestimmten Themen der Lebensgestaltung im Alter, die Frage nach altersgerechtem Wohnen im Quartier, die Gesundheitsversorgung und die Finanzierbarkeit der Projekte das Gespräch. Während die Vertreter*innen der Regierungsfraktionen auf die zurückgehenden finanziellen Mittel verweisen, sprachen sich die Oppositionspolitiker*innen für eine Beachtung der präventiven Notwendigkeit aus. „Prävention ist das beste Sparangebot“, so ihre Botschaft.