Anlässlich der heutigen Anhörung zum Kita-Gesetz im Sozialausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags unterstreicht die Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (LAG-FW) einmal mehr ihre Forderung an die Landesregierung, die Bildungsqualität in Kitas nicht zu verspielen.
Für die LAG-FW nahm die stellvertretende Vorsitzende, Anette Langner, an der Anhörung teil. Wie in den vergangenen Anhörungsrunden unterstrich Langner den unbedingten Anspruch der Kinder und Eltern auf vereinbarte und abgesicherte Qualitätsstandards. Die LAG-FW, so Anette Langner, hat sich stets konstruktiv und kontinuierlich in den Kita-Reformprozess eingebracht, allerdings stehe man nun an einem Punkt, an dem die Wohlfahrtsverbände feststellen müssen, dass die Bedenken der Beteiligten nicht mehr gehört werden. „Mit den geplanten Anpassungen im Kita-Gesetz wird es nicht gelingen, die Qualität in den Kitas abzusichern. Wir brauchen deutlichere Investitionen in die frühkindliche Bildung: Durch attraktivere Rahmenbedingungen für Fachpersonal, Entlastungen, die flächendeckend in der Praxis ankommen und schlicht durch die Existenzsicherung von Kitas als verlässliche Institutionen für Kinder und Familien.“
Im Einzelnen sei zu benennen, dass die Landesregierung es jetzt nicht versäumen dürfe, bei dieser Gesetzesanpassung die für einige Kita-Träger existenzbedrohenden Regressforderungen grundlegend neu zu regeln, wie es im Übrigen Wohlfahrtsverbände und Kommunale Landesverbände übereinstimmend fordern.
Zum anderen müsse die Bindung und Gewinnung von Fachkräften durch attraktive Rahmenbedingungen gestützt werden. „Die Kitas dürfen als Bildungseinrichtungen unter keinen Umständen eine Absenkung der Qualitätsstandards erfahren“, so Michael Selck (AWO) als Koordinator des Fachausschuss Kita in der LAG-FW. Die Wohlfahrtsverbände begrüßen, dass Ministerin Aminata Touré mit ihren vorgelegten Ideen Fachkräfte halten will und ihnen und weiteren Gruppen Karrierechancen in der Kita bieten möchte. „Wir warnen jedoch ausdrücklich vor einer Dynamik, die nicht mehr aufzuhalten ist. Alle Maßnahmen müssen gleichermaßen effektiv sein und die Qualität absichern. Hier gibt es in den vorliegenden Gesetzesentwürfen große Fragezeichen! Wir wollen nicht den Mangel verwalten, sondern Impulse setzen, um das Arbeitsfeld attraktiver zu machen“, so Selck. In dieser Betrachtung ist zum Beispiel die inklusive Kita als Regelsystem noch gar nicht enthalten. „Die inklusive Ausrichtung von Kitas, die in der Reform vor Jahren angekündigt wurde, wird gegenwärtig von der Regierung nicht weiter vorangetrieben, was uns die weitere Unterstützung praktisch unmöglich macht“, so Michael Selck.
Anette Langner verwies auf fachkräftebindende kurzfristig wirkende Maßnahmen, die die LAG-FW in ihrer schriftlichen Stellungnahme bereits dargelegt hat. Die Wohlfahrtsverbände schlagen vor, den geplanten erleichterten Quereinstieg von fachfremden Personal mit deutlich mehr Anleitungsstunden, Begleitung durch Fachberatung und höherem Weiterbildungsumfang zu flankieren. Effektive Entlastungen im Kita-Alltag durch zusätzliche „Helfende Hände“, um in der Kita nicht-pädagogische Aufgaben zu übernehmen, sollten alle Kitas erhalten und nicht nur diejenigen, die bereits mit abgesenktem Betreuungsschlüssel arbeiten müssen. Zukunftsweisende Ausbildungswege wie die vergütete praxisintegrierte Ausbildung (PiA) dürfen zudem nicht länger aus Ressourcengründen scheitern, wie es in einigen Landkreisen zu sehen ist.
„Wer heute versäumt, die Professionalität der Kitas zu sichern und damit einen echten Schwerpunkt auf die Fachkräftegewinnung und -bindung zu legen, wer mit leichter Hand die Qualität in den Einrichtungen aufs Spiel setzt, das Wohl, die Teilhabe- und Bildungschancen der Kinder hintenanstellt und die Existenz unserer Träger verspielt, der muss sich die berechtigte Kritik der Wohlfahrtsverbände anhören.“, so Anette Langner abschließend.