Nach den heutigen Ankündigungen der Sozialministerin, einen Kita-Fonds einzurichten zeigen sich die Wohlfahrtsverbände irritiert
Die Überlegungen von Frau Ministerin Touré dem Personalmangel in den Kindertagesstätten mit einer Absenkung der Qualifikationsanforderungen zu begegnen hält die LAG für den falschen Weg.
Unser jetziges KiTa-System hat die Grenzen der Belastbarkeit längst überschritten. Darauf macht die LAG-FW immer wieder aufmerksam. Kindertageseinrichtungen haben einen wichtigen Erziehungs-, Betreuungs- und Bildungsauftrag. Mit der jetzt angekündigten Maßnahme von Frau Ministerin Touré gefährden wir nicht nur die Qualität der Betreuung, sondern stoßen auch noch das bestehende Personal vor den Kopf. Das bisherige System sieht eine bis zu 5-jährige Ausbildung für Erzieher*innen und eine Zweijährige für Sozialpädagogische Assistent*innen, ohne Bezahlung, vor. Beide Ausbildungen könnten, nach den Überlegungen von Frau Touré, durch kurze Weiterbildungen ersetzt werden. Durch diese Maßnahme bekommen die Einrichtungen nicht die dringend benötigen pädagogischen Fachkräfte und sie verwehrt den Kindern die frühkindliche Bildung, die ihnen gemäß der Bildungsleitlinien des Landes sowie den Vorgaben des neuen KitaG zusteht.
Die Politik in Land und Bund muss sich ihrer Verantwortung stellen und die strukturellen, personellen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine hochwertige frühkindliche Bildung verbessern. Die LAG-FW Schleswig-Holstein fordert daher das Geld aus dem geplanten Fonds für notwendige strukturelle, qualitätsverbessernde Maßnahmen wie bspw. multi-professionelle Teams oder flexible Budgets für Einrichtungen dem Kita-System verlässlich und dauerhaft zur Verfügung zu stellen.
Zwingend erforderlich ist zudem eine umfassende Reform der Erzieher*innenausbildung sowie den politischen Willen für die Umsetzung einer breit angelegter Fachkraftoffensive.
„Die rein schulische, unentgeltliche Ausbildung für pädagogische Fachkräfte ist längst überholt. Es braucht endlich eine finanzierte und praxisorientierte Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz, damit der Beruf für mehr Menschen zugänglich wird. Rein auf Absenkung der erforderlichen Qualifikationen zu setzen ist keine Lösung! Wir brauchen mehr ausgebildete Fachkräfte, eine höhere Bezahlung und verbesserte Rahmenbedingungen, um das Kita-System zu stabilisieren und attraktiver werden zu lassen“, so Michael Selck, Vorstandsvorsitzender der AWO Schleswig-Holstein und Koordinator des Fachausschusses Kita in der LAG-FW.
„Wir sehen Frau Tourés Bemühen die Situation vor Ort zu verbessern, allerdings bedarf es keiner kleinteiliger Einzelmaßnahmen, sondern ein mit der Praxis und weiteren Akteuren abgestimmtes Maßnahmenpaket“., so Selck weiter.