Die LAG der Wohlfahrtsverbände blickt auf die Ergebnisse des Evaluierungsprozesses zur Kita-Reform mit großer Sorge. Zwar gebe es nun für alle Beteiligten noch vor der Sommerpause Planungssicherheit, diese werde aber über die Absenkung von Qualitätsstandards erzielt und verfehle damit wichtige Ziele der Kita-Reform.
„Auf der einen Seite haben wir jetzt Planungssicherheit für die nächsten Jahre und können auf dieser Basis ein verlässliches Kita-Angebot unterbreiten. Auf der anderen Seite hat die Evaluierung gezeigt, dass die Kita-Reform wesentliche Ziele nicht erreicht hat“, erklärt die Vorsitzende der LAG, Anette Langner, heute in Kiel. „Das Finanzierungsdefizit von 120 Millionen Euro und alle bisher evaluierten Unsicherheiten sind jetzt bekannt. Alle Träger erhalten so auf Grundlage der Evaluation Finanzierungssicherheit noch vor der Sommerpause und können auf der Grundlage Verträge schließen. Damit ist Finanzierungssicherheit für die nächsten Jahre gegeben“, unterstrich Langner.
Die ambitionierte Kita-Reform, einst als wegweisendes sozialpolitisches Projekt in Schleswig-Holstein gefeiert, bleibt dennoch aus Sicht der LAG der Wohlfahrtsverbände weit hinter den Erwartungen zurück und muss zumindest in Teilen als fehlgeschlagen bezeichnet werden.
„Die vom Land vorgeschlagenen Maßnahmen zur Deckung der Finanzierungslücke von 120 Millionen Euro sind den Realitäten der politischen Landschaft und einer unbestreitbaren Haushaltskrise geschuldet und nicht den Notwendigkeiten einer an den Bildungsleitlinien ausgerichteten Bildung und Betreuung“, erklärt Langner. Insbesondere die Tatsache, dass von der gemeinsam mit dem Land festgestellten Finanzierungslücke von 120 Millionen Euro ein erheblicher Teil über die Absenkung von Qualitätsstandards erwirtschaftet werden soll, kritisiert die LAG scharf.
Michael Selck, Koordinator für Kitas bei den Wohlfahrtsverbänden, betont: „Von den ursprünglichen Zielen, darunter eine finanzielle Entlastung für Eltern und Kommunen sowie eine Verbesserung der Qualität in der frühkindlichen Bildung, ist nicht viel übriggeblieben.“ Die Wohlfahrtsverbände haben wiederholt auf eine gravierende Finanzierungslücke von etwa 120 Millionen Euro hingewiesen, die auch von der Landesregierung im Rahmen des Evaluierungsprozesses bestätigt wurde.
Die Wohlfahrtsverbände unterstreichen, dass neben finanziellen Aspekten vor allem die Qualität in der frühkindlichen Bildung im Fokus stehen sollte. Michael Selck betont. „Die Situation für die Kitas hat sich nicht verbessert, die Arbeitsbedingungen bleiben hinter den Erwartungen zurück, und die Rekrutierung von Fachkräften bleibt eine große Herausforderung“, so Michael Selck.
Anette Langner fordert eine klare Positionierung der Landesregierung in dieser Angelegenheit: „Die Wohlfahrtsverbände werden das Land nicht aus der Verantwortung entlassen, die Rahmenbedingungen auch in finanzieller Hinsicht für eine gute Bildung für Kinder und den Arbeitsbedingungen unserer engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgerichteten Kita-Landschaft zu schaffen“.
Die wichtigsten Botschaften der Landes-Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände sind:
1. Gute frühkindliche Bildung kann nur erfolgreich sein, wenn sie auf angemessenen Rahmenbedingungen und ausreichenden Ressourcen basiert. Diese Rahmenbedingungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder anderen Faktoren gleiche Bildungschancen erhalten.
2. Eine Abnahme der Qualitätsstandards in Kitas führt unweigerlich zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für das dort tätige Personal. Pädagogische Fachkräfte stellen zudem hohe Ansprüche an ihre eigene Arbeit und streben nach einer hohen Qualität bei der Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder. Nur wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet sind, bleiben Fachkräfte langfristig im Beruf erhalten.
3. Mit dem Verlust von Fachkräften, sinkt auch die Betreuungszuverlässigkeit: Kürzere Öffnungszeiten oder die Schließung von Einrichtungen sind das Ergebnis. Dies kann für Eltern zu erheblichen Problemen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen. Qualifizierte Fachkräfte nicht nur zu gewinnen, sondern zu halten, ist daher entscheidend für die Aufrechterhaltung eines stabilen und verlässlichen Betreuungssystems