Parlamentarischer Abend am 3. November 2022 wird Kinderarmut thematisiert
Mit dem Weltkindertag am 20. September wurden erneut zahlreiche politische Zeichen gesetzt, die die Kinder und Jugendlichen in unserem Land stärken sollen; darunter auch die Forderung, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Die Wohlfahrtsverbände tragen diese Forderung bereits seit Jahren ausdrücklich mit, allerdings werden Rechte nur von denen für sich reklamiert, die sich der Gesellschaft zugehörig fühlen. Arme Kinder bleiben weitergehend von Teilhabe ausgeschlossen.
„Schlimm sind in diesem Zusammenhang die Zahlen, die uns am Montag aus dem Bundesarbeitsministerium erreichen: Nie gab es mehr arme Kinder in Deutschland (seit Beginn der Dokumentation) als heute, im Jahr 2022“, so Michael Saitner, Vorsitzender der LAG-FW heute in Kiel am Rande der Mitgliederversammlung der Wohlfahrtsverbände.
Wichtig sei ihm, keine einzige Initiative schlecht zu reden, die sich gegen Kinderarmut wendet. „Wo immer für ein warmes Schulessen oder für eine dicke Jacke im Angesicht des anstehenden Winters gesammelt wird, ist dies ein ehrenwertes und in diesen Zeiten leider auch unverzichtbares Engagement“, erklärte Michael Saitner. Dennoch darf dieses große Engagement nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine mildtätige und almosenbasierte Armutspolitik keine nachhaltige Wirkung für die betroffenen Kinder und Jugendlichen hat. „Sie bleiben arm, in Teilen stigmatisiert, teilhabe-, chancen -und viel zu oft auch perspektivlos!“
Die Wohlfahrtsverbände fordern einen echten Diskurs über eine neu strukturierte Sozialpolitik in diesem Bereich.
„Wir dürfen uns nicht länger von einem Armutsgipfel zum nächsten hangeln, in ungezählten Armutsrunden die Situation beklagen und uns darauf verlassen, dass andere, zumeist Ehrenamtliche, zum Sammeln von Spenden oder jährliche Einmalzahlungen überzeugen“, ist sich Michael Saitner sicher. „Wer arme Kinder nicht nachhaltig stützt und sie aus der Armutssituation befreit, sorgt nicht nur dafür, dass diese jeweils aktuell frieren, hungern und an Körper und Seele krank werden. Auf diese Weise bleiben sie auch ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben und ohne Chancen und Perspektiven!“
Darum hat die Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände beschlossen, ihren diesjährigen Parlamentarischen Abend dem Kampf gegen Kinderarmut zu widmen. Das Zusammentreffen mit den Abgeordneten des Landtags soll der Auftakt sein für einen ergebnisoffenen Austausch über die besten Methoden und politischen Konzepte, um Kindern und Jugendlichen insgesamt vergleichbare Chance auf die Gestaltung der eigenen Biografie zu ermöglichen.
Dem Parlamentarischen Abend sollen weitere Veranstaltungen und Impulse der Wohlfahrtsverbände folgen. „Mildtätigkeit ist kein politisches Konzept. Kinderarmut muss zwingend spürbares Handeln nach sich ziehen. Kreatives, antizyklisches Denken ist gefragt und die Wohlfahrtsverbände werden das hartnäckig einfordern“, so Michael Saitner.