Parallel zu den laufenden Koalitionsverhandlungen hat der Vorsitzende der Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände, Michael Saitner, eine gesamtgesellschaftliche Offensive zur Bekämpfung des Fachkräftemangels gefordert und die Koalitionäre aufgefordert, den Kampf gegen den Fachkräftemangel zu einem Herzstück der Regierungsarbeit zu erklären.
„Seit Jahren klagen wir über den Fachkräftemangel auch und gerade im Bereich der sozialen Arbeit, ohne dass dabei entscheidende Erfolge erzielt werden konnten“, so Michael Saitner heute in Kiel. „Zwar haben sich wesentliche Teile der sozialen Arbeit gerade in den Corona-Zeiten als systemrelevant etabliert, leider hat dies aber keine spürbaren Folgen in der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung und Honorierung nach sich gezogen.“
Exemplarisch nannte Michael Saitner den Bereich der Erzieher*innen. Hier nimmt das Problem des Fachkräftemangels bereitsdramatische Formen an: Krippen, Kitas und Grundschulen sowie im Bereich EGH und Jugendhilfe fehlt es an SPA, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen sowie Sozialarbeiter*innen. „Massive Veränderungen beim Berufsbild und in der Ausbildung sind überfällig und zwingend erforderlich“, so der LAG-Vorsitzende.
Der Fachkräftemangel im gesamten Bereich der sozialen Arbeit ist ein multifaktorielles Problem, dessen Lösungsansätze mit verschiedenen Partner*innen und Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen erarbeitet werden müssen. Die Zuständigkeitsbereiche von Bund und Ländern müssen zielorientiert bearbeitet werden und die Perspektiven von Mitarbeitenden, Arbeitgebern, Gewerkschaften und Handelskammern, Trägern und kommunalen Landesverbänden zusammengeführt werden.
Zwingend notwendig sind nachhaltige Maßnahmen, die im Rahmen eines Stufenplans zwei Ziele anstreben. Neben der Fachkräftegewinnung muss darauf gesetzt werden, die Fachkräfte an den jeweiligen Arbeitsbereich zu binden und die Verweildauer im System erheblich zu erhöhen.
Michael Saitner: „Die Lage ist ernst und die Forderungen sind nicht neu. Die laufenden Gespräche für eine neue Regierungsbildung setzen einen guten Rahmen für eine echte politische Offensive. Die Zeit drängt, denn der Fachkräftemangel droht nicht, sondern er ist längst angekommen und seine Auswirkungen werden dramatische Folge für die Gesellschaft haben.“
Gerade für den Erzieherberuf hat die Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände immer wieder Vorschläge für nachhaltige Reformen und Verbesserungen vorgelegt. Diese Hinweise sollten von der Politik dringend auf- und ernstgenommen werden, denn offensichtlich kann diese das Problem nicht allein lösen. Die Wohlfahrtsverbände drängen daher auf einen Fachkräftegipfel. „Wir stehen bereit für den ernsthaften Willen, gemeinsam eine Politik der Problembewältigung zu initiieren und ich bin gespannt, wo die Koalitionsparteien das Thema im Regierungsvertrag mit welchem Nachdruck platzieren werden“, so Michael Saitner.