Am 20.04.2022 hat die Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (LAG) die kinder-, jugend- und familienpolitischen Landtagskandidat*innen zum Speed-Dating eingeladen.
Michael Saitner, Vorsitzender der LAG, erläuterte die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen und betonte, dass wenige Kinderrechte schon länger, einige erst seit kurzem und andere noch gar nicht Einzug in die deutschen Gesetze gefunden hätten. Insbesondere die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention sei noch in weiter Ferne. Die Kinderarmut nehme immer drastischere Formen an und gefährde zunehmend die Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche, die im Existenzminimum aufwachsen müssten.
„Erschwerend kommt hinzu, dass alle Bereiche der sozialen Arbeit und andere Arbeitsfelder vom Fachkräftemangel durchzogen sind“, so Michael Saitner. „Doch wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Und möglicherweise fehlt dafür der politische Wille“, so Michael Saitner weiter.
Die Vertreter*innen der Kinder- und Jugendhilfe und Wähler*innen erwarten Antworten von der Politik. Den Fragen stellten sich am Mittwoch die Landtagskandidat*innen Tobias von der Heide (CDU), Eka von Kalben (Bündnis 90/ Die Grünen), Dennys Bornhöft (FDP) und Oleg Gussew (Die Linke).
Aus den Videobotschaften und Interviews ging hervor, dass ein großer Konsens herrschte, die genannten Herausforderungen, insbesondere den Fachkräftemangel, vorrangig angehen zu müssen, ebenso wurden Versäumnisse eingestanden. Die Antworten der Kandidat*innen zeigten aber auch, dass wenige konkrete Umsetzungsideen für die Bewältigung der Herausforderungen vorhanden sind. Und die wenigen benannten viele Fragen aufwerfen, ob sie realistisch umsetzbar oder finanzierbar sind oder den Erhalt der Qualität sichern. Die LAG der Freien Wohlfahrtsverbände fragt deshalb weiterhin kritisch nach:
Bietet die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland tatsächlich eine Lösung für den sozialen Bereich, insbesondere, wenn man die Anforderung des Sprachniveaus für die Einreise herabsetzt, wo Sprache doch das Werkzeug der Sozialarbeiter*innen ist?
Kann mit dem Herabsetzen der Fachkraftanforderungen, um die Zahl der Menschen in der Betreuung zu erhöhen, noch die Qualität der Leistung erhalten und somit nach wie vor der Kinderschutz sichergestellt werden?
Ist stärkere Vernetzung der vorhandenen Angebote und Akteure ausreichend, um Chancengleichheit herzustellen oder Kinderarmut zu bekämpfen?
Auf die Frage nach dualen Ausbildungsmöglichkeiten auch über den Einsatzbereich der Kita hinaus, wurde entgegnet, dass die Wohlfahrt als Beispiel vorausgehen könnte, um dual auszubilden. Was offensichtlich unbekannt war, ist, dass sie das bereits macht und das sehr erfolgreich. Z.B. engagiert sich die Vorwerker Diakonie in der Fachschule für Heilerziehungspflege. Langfristig gesehen kann die Wohlfahrt das aber nicht allein leisten, denn hierfür fehlt schlicht das Geld. Die zukünftige Landesregierung wird sich der Verantwortung nicht entziehen können.
Die Herausforderungen bleiben gesamtgesellschaftliche, gemeinsame Aufgaben. Wie auch immer die Wahl ausgehen mag: Die Wohlfahrt signalisierte auch in dieser Veranstaltung, dass sie ein verlässlicher Partner ist, der zur Seite stehen wird.