Jede Stimme zählt, fast jede Wahlentscheidung ist eine gute Wahlentscheidung. Am 8. Mai gilt es – alles zählt: nur „Keine Wahl“ nicht.
Die letzten zwei Jahre sind auch in Schleswig-Holstein geprägt von großen Herausforderungen. Die Pandemie hat die Gesellschaft auf vielfältigste Weise herausgefordert; der Ukraine-Krieg stürzte nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa in eine tiefe Krise der politischen Überzeugungen. Was ist sicher in dieser Welt? Worauf dürfen wir vertrauen? Wofür lohnt es sich, aufzustehen und die Stimme zu erheben?
In erster Linie geht es um das eigene Leben. Wie bezahle ich meine Miete? Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich sie brauche? Wer steht mir bei und an wen kann ich mich wenden? Was muss ich tun, um sicher und geborgen zu leben? Es geht aber auch um unsere Mitmenschen, die der gleichen Hilfe bedürfen, die die gleichen Fragen stellen. Wie gestalten wir die Gesellschaft, in der wir leben wollen? Wen beauftragen wir damit, die eigenen Interessen zu vertreten? Und die ganz entscheidende Frage: Lohnt es sich überhaupt, wählen zu gehen?
Politikverdrossenheit, mangelndes Vertrauen in politische Mandatsträger*innen und eine gefühlte Hilflosigkeit gegenüber dem Staat, der oft so fern und fremd erscheint, bewegen viele Menschen, über den Sinn der Wahlen nachzudenken. Wir müssen feststellen, dass das politische Engagement der Wähler*innen ins Stocken geraten ist. Seit Jahren ist die Gruppe der Nichtwähler*innen annähernd so groß, wie die der Wählenden. Genau das aber dürfen wir nicht zulassen, wenn wir die eingangs gestellten Fragen beantworten wollen.
Wer kann dazu beitragen, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken? Wer kann mir helfen, ein gutes Leben zu führen? Wer ist bereit, eine Gesellschaft so zu gestalten, dass wir gerne in ihr leben wollen?
Es gibt hier demokratische Angebote verschiedener Parteien. Menschen, die bereit sind, sich in unseren Dienst zu stellen. Für diesen Auftrag benötigen sie ein starkes Mandat, das nur wir alle ihnen geben können!
Wir wollen eine freie, demokratische, vielfältige, solidarische und sozial-gerechte Gesellschaft und eine Politik, die zu ihr passt.
Diese Gesellschaft entwickelt sich nicht von allein und wenn wir sie im Stich lassen, wenn wir unsere Wahl nicht treffen, dann verwahrlost sie und gerät aus den Fugen. Dann erleben wir Spaltung statt Solidarität, dann verlieren wir unsere Werte wie Freiheit und Demokratie, denn auch diese Werte müssen jeden Tag aufs Neue verteidigt und vielleicht sogar erstritten werden.
Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen führen uns vor Augen, wohin es ein Land treiben kann, wenn das Recht der Stärkeren regiert, wenn die Freiheit der Meinung ebenso eingeschränkt wird wie die Freiheit der Information. Wir erleben, welche dramatischen Auswirkungen politische Entscheidungen auf unsere ganz persönliche Lebensqualität und Perspektive haben.
Demokratie, Freiheit, Solidarität, Vielfalt, Respekt – sie alle wollen gelebt werden.
Als Wohlfahrtsverbände rufen wir alle Bürger*innen in Schleswig-Holstein auf, sich für diese Werte einzusetzen. Lassen Sie nicht zu, dass andere über unser Leben bestimmen, lassen Sie uns unbequeme Bürger*innen sein, die sich einmischen, die wichtige Fragen stellen und auf politische Antworten drängen.
Wie können wir Armut bekämpfen und das Leben krisenfest machen? Wie können wir dafür sorgen, dass Alt und Jung in diesem Land respektvoll und solidarisch miteinander leben? Wie schaffen wir Gleichberechtigung und Teilhabe, eine Politik der Achtung von Lebensleistungen und der Achtsamkeit? Wohlfahrtsverbände stehen nicht zur Wahl, aber sie stehen für eine wertegeleitete Haltung zum Menschen. Das Grundgesetz ist unser Kompass: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wer sie politisch bedroht, gehört in kein demokratisches Parlament. Auch das ist Aufgabe dieser anstehenden Wahlen: Sorgen wir gemeinsam dafür, dass unser Landtag sich demokratisch, mit Achtung vor der Würde jedes Menschen, den Herausforderungen unserer Zeit stellen kann.
Wählen zu können ist ein Recht und eine Verpflichtung. Vor allem ist „die Wahl zu haben“ ein Privileg, ein unschätzbar hohes Gut, das genauso zu unserem Leben in dieser Gesellschaft gehört wie soziale Teilhabe, wie Zukunftschancen, wie das ungeschriebene Recht auf ein gutes Leben. Überlassen wir das Vorrecht des freien und demokratischen Wählens nicht der Trägheit, der Ernüchterung oder der Ratlosigkeit.
Erheben wir unsere Stimme für die Gesellschaft, in der wir leben möchten. Mit Nachdruck, indem wir niemandem erlauben, unseren politischen Auftrag zu missachten, indem wir jedem das Recht nehmen, gegen unsere Interessen Politik zu gestalten und indem wir es niemandem gestatten, die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht an- und unsere Probleme nicht ernst zu nehmen. Jede Stimme zählt, fast jede Wahlentscheidung ist eine gute Wahlentscheidung. Am 8. Mai gilt es – alles zählt: nur „Keine Wahl“ nicht.