Einleitung
In Schleswig-Holstein wird – wie allerorts in Deutschland – eine vielschichtige Debatte über eine zukunftsfähige
Ausgestaltung der Kindertagesstätten und eine weitere Professionalisierung von pädagogischen
Fachkräften geführt. Bildung, Betreuung und Erziehung in Kindertagesstätten soll sich an die Bedarfe
der Familien und der Gesellschaft anpassen. Die Kindertageseinrichtungen sollen sich im Sinne
der Bildungsleitlinien und der gesetzlichen Anforderungen weiterentwickeln. Öffnungszeiten und Angebote
sollen möglichst flexibel gestaltet werden. Diese Forderungen spiegeln sich in den Diskussionen der
Fachöffentlichkeit, der Politik und der Elternschaft wieder. Eltern, Öffentlichkeit und Politik reichen die
zu Recht gestellten Forderungen an die Einrichtungen weiter.
Gleichzeitig erleben Eltern, Mitarbeitende und Träger im Kita-Alltag eine ganz andere Realität: Über
Jahre hinweg kam es im Schleswig-Holsteinischen Kindertagesstättenbereich zu einer schleichenden
Standardabsenkung. Ausnahmegenehmigungen für Gruppen mit bis zu 25 Kindern sind an vielen Orten
inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Viele Familien sind inzwischen froh, wenn überhaupt eine
kontinuierliche Betreuung gewährleistet werden kann – und keine Gruppen oder gar Einrichtungen z.B. aus
Personalmangel bei krankheitsbedingten Ausfällen geschlossen werden müssen. Für die Familien heißt
dies, dass häufig bei der Qualität der Betreuung Abstriche gemacht werden müssen, damit Familie und
Berufstätigkeit überhaupt unter einen Hut gebracht werden können.
Die Fachkräfte wiederum sind in der täglichen Praxis einem stetig steigenden Anforderungsdruck
ausgesetzt – bei gleichbleibenden oder sich sogar verschlechternden Rahmenbedingungen. Diese Diskrepanz
überfordert Fachkräfte, Leitungen und Träger. Sie bedeutet, dass Kindertagesstätten hinter
ihrem Anspruch zurückbleiben, eine hohe Qualität in der Betreuung, Bildung und Erziehung erreichen
und sichern zu können. Eine weitere Folge ist, dass immer weniger Menschen das Arbeitsfeld als attraktiv
empfinden und der bereits vorhandene Mangel an Fachkräften noch verstärkt wird.
Der Druck auf die Familien ist in den vergangenen Jahren ebenfalls stark gestiegen. In vielen Situationen
können dies die familieneigenen Ressourcen nicht mehr auffangen. Damit werden Kindertageseinrichtungen
immer bedeutsamer – für Kinder zum Beispiel bei den frühen Bildungsprozessen, für Mütter
und Väter als beratende und unterstützende Institution.
Die öffentliche Kindertagesbetreuung muss auf diese gestiegenen Erwartungen und Anforderungen
Antworten finden. Individuelle Formen in der Unterstützung und Begleitung von Kindern und in der Kooperation
mit den Müttern und Vätern sind dabei immer stärker gefordert, nicht zuletzt durch den – längst
überfälligen – Inklusionsansatz und aktuell durch die Bedarfe von Flüchtlingskindern.
Die gesellschaftlichen Anforderungen sowohl an Familien als auch an die Kindertageseinrichtungen sind
aber ohne eine angemessene personelle und finanzielle Ausstattung der Kitas nicht zu realisieren. Es
ist daher zwingend notwendig, die Rahmenbedingungen für die Kindertagesstättenarbeit in Schleswig-
Holstein zu verbessern.
Das Kita-Aktionsbündnis steht mit seinen Forderungen nicht alleine da: Die zuständigen Minster/innen
von Bund und Ländern haben Anfang November 2014 in einem Communiqué festgelegt, wie sie für
bessere Qualität im Kita-Bereich sorgen wollen. Diese Qualitätsforderungen aus der Bund-Länder-Konferenz
haben wir deshalb stellenweise im vorliegenden Papier zitiert; einen ausführlichen Auszug aus
dem Communiqué “Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern” finden Sie im Anhang.
Kinder haben nicht nur einen Anspruch auf gute Betreuung sondern auch auf gute Bildung und Erziehung.
Sie brauchen gute Qualität in ihrer Kita und pädagogische Fachkräfte, die Zeit für alle Kinder haben.
Packen wir es also gemeinsam an –
den Kindern zuliebe!